Bei den Vegetationszonen handelt es sich um das klassische Zonale Modell der Biogeographie, das bereits Anfang des 18. Jahrhunderts ausgearbeitet wurde (Einzelheiten zur Wissenschaftsgeschichte siehe unter Geozone). Im Gegensatz zu den jüngeren Konzepten der Zonobiome oder der Ökozonen ist es stärker auf die Vegetation als auf das Klima bezogen. In der Literatur werden diese (und weitere) Bezeichnungen allerdings häufig gleichbedeutend verwendet. Man kann jedoch in der Regel an der Zahl der unterschiedenen Zonen und Formationen erkennen, um welches Modell es sich handelt. Werden mehr als 20 verschiedenen Typen unterschieden, sind Vegetationszonen dargestellt, selbst wenn die Begrifflichkeit manchmal etwas anderes suggeriert. Ein gutes Beispiel sind die „Ecozones“ der FAO (siehe Karte im Artikel Landschaftszone), die nicht mit dem deutschen Modell der „Ökozonen“ verwechselt werden sollten. Ausgangspunkt für die Einteilung der Zonen ist immer die potentielle natürliche oder Klimaxvegetation, die sich ohne den Einfluss des Menschen in einem abgrenzbaren Gebiet entwickeln würde. Kulturräumliche Aspekte, die beim Ökozonen-Modell in Maßen mit einfließen, sind hier nicht relevant. Zur Festlegung der Zonen fasst man benachbarte Pflanzenstandorte mit engen Wechselbeziehungen zu größeren Einheiten, den „Pflanzenformationen“ zusammen. Anschließend werden die Formationen der gleichen Klimazone zu noch größeren „Großformationen“ zusammengefasst. Hier liegen die Gemeinsamkeiten vor allem in ähnlichen Anpassungsstrategien der „Leitvegetation“ an das vorherrschende Klima. Je nach Bedarf erfolgt noch eine weitere Zusammenfassung, um schlussendlich zu einer Vegetationszone zu gelangen. Das Standardwerk Atlas zur Biogeographie von Schmithüsen weist in den Kontinentkarten 154 verschiedene Pflanzenformationen auf, die auf der Weltkarte zu 30 zonalen Biomtypen verschmolzen wurden. Das vorgenannte Verfahren führt zwangsläufig bei jedem Schritt der Zusammenfassung und aufgrund des großen Maßstabes zu einer erheblichen (gewollten) Vereinfachung des Kartenbildes (Generalisierung). Hinzu kommt die grundsätzliche Problematik der notwendigen „künstlichen“ Grenzziehung zwischen Pflanzenformationen, die in der Realität natürlich fließend ineinander übergehen (Näheres dazu siehe unter Landschaftszone). Die von Norden nach Süden gegliederte Abfolge unterschiedlicher Klimate geht auf die Kugelgestalt der Erde zurück und ist die Grundlage aller geozonaler Modelle. Das Klima nimmt Einfluss auf alle anderen Elemente eines Ökosystems und steht in der Reihe der äußeren Einflussfaktoren an erster Stelle. Moderne Zonenkonzepte verwenden die effektive Klimaklassifikation, die Daten zum Jahresgang der Temperaturen und von der Häufigkeit, der Verteilung und der Menge der Niederschläge bereitstellt. Aus diesen klimatischen Einflussfaktoren lassen sich bereits die wichtigsten Pflanzenformationen und Biomtypen ableiten: Neben der Abfolge von Nord nach Süd gibt es einen Gradienten vom Rand zur Mitte der Kontinente: In der Nähe der Ozeane ist das Klima ausgeglichener und feuchter (Meeresklima), die Temperaturen werden von der Temperatur des angrenzenden Wassers beeinflusst. Im Innern der Kontinente ist es trockener und die Temperatur schwankt im Jahresverlauf viel stärker (kontinentales Klima). Sowohl Feucht- und Trockensavannen als auch Hartlaub-Buschland sind sogenannte Feuerlandschaften, da sie auf waldfähigen Standorten wachsen. Sie weisen die gleichen klimatischen Voraussetzungen wie tropische Trockenwälder und subtropische Hartlaubwälder auf; die Sukzession wird jedoch durch regelmäßig häufige Feuer immer wieder unterbrochen, sodass es zu der ungewöhnlichen Koexistenz von feuerresistenten Bäumen und schnellwachsenden, flächendeckenden Gräsern und/oder Sträuchern kommen kann. Viele Pflanzen gehören hier zu den Pyrophyten, die vom Feuer in irgendeiner Weise gefördert werden. Überdies bilden grasreiche, offene Feuerlandschaften mit ihren nährstoffreichen Pflanzen hervorragende Bedingungen für große Herden von Pflanzenfressern oder Weidevieh. Tatsächlich wurden Teile einiger Zonen seit Jahrtausenden anthropogen verändert (ebenfalls durch Feuer für Jagden oder Beweidung). Ein bekanntes Beispiel sind der Campo in Südamerika und das Highveld-Grasland in Südafrika, die beide potenziell zum Lorbeerwald-Biom gehören, jedoch bereits seit der Vorgeschichte subtropische Grasländer sind. Dennoch werden sie vegetationsgeographisch im Allgemeinen als natürliche Formen angesehen. Bei den Feuerökosystemen bleibt meistens offen, welchen Anteil Feuer, Tier oder Mensch an der Entstehungsgeschichte haben. Nicht alle beobachteten Pflanzenvorkommen lassen sich mit dem Konzept der Vegetationszonen in Übereinstimmung bringen: Gelegentlich sind an einem Standort außergewöhnliche äußere Bedingungen wirksam, die eine azonale bzw. extrazonale Vegetation entstehen lassen. Besonders auffällig trifft das auf die extrazonale Vegetation der Gebirge zu. Hinzu kommen weitere nicht zonale Formationen wie Riedflächen in Flussauen, Salzwiesen an den Küsten, Salzseen und einige mehr. Die heutige räumliche Verteilung der Pflanzen spiegelt auch die geologische Entwicklung der Kontinente wider. Diese unterschiedliche Entwicklungsgeschichte der Pflanzen in voneinander getrennten Gebieten wird durch die Florenreiche – nicht durch Vegetationszonen! – erfasst. Die heute vorliegenden Vegetationszonen waren auf der Nordhalbkugel der Erde (primär beiderseits des Atlantiks) während des Klimawechsels der Eiszeit weit nach Süden verschoben. Der Verlauf der Vegetationsgürtel und deren Rückverlagerung in ihre heutige postglaziale Position hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit in Richtung Neolithikum. Die derzeit stattfindende, vom Menschen verursachte globale Erwärmung wird zweifellos im Laufe der kommenden Jahrzehnte zu einer erneuten Verschiebung der Klima- und Vegetationszonen führen. In der Regel wird es sich um eine Nordverschiebung (bzw. Höhenverschiebung der Höhenstufen) handeln. Die folgende Karte „Vegetationszonen und nicht zonale Pflanzenformationen“ zeigt sehr detailliert 26 abgrenzbare Vegetationszonen und 14 nicht zonale Groß-Pflanzenformationen der Erde. Vom Nordpol zum Äquator finden sich heute folgende grundlegende Vegetationszonen in den entsprechenden Klimazonen: Bei allen anderen Gebieten der Karte: Gemäßigte und subtropische Bergwälder sowie tropische Wolken und Nebelwälder bis hinauf zur subalpinen Baumgrenze (jeweils ca. 1 %), Hochlandsteppen (ca. 1 % – vorwiegend im Tibetischen Hochland und in den Hochanden), Riedsümpfe und flutende Wasserpflanzen (ca. 0,5 %), Oasenvegetation (größere Flächen ausschließlich in der Sahara, hier ca. 2 %) und Mangrovenküsten handelt es sich um weitere nicht zonale Pflanzenformationen. Auf der Südhalbkugel der Erde folgen die Zonen Nr. 7–3 und 1 also in umgekehrter Reihenfolge. Die Zone (2), in der Nordhalbkugel von borealem Nadelwald bedeckt, liegt auf der Südhalbkugel weitestgehend in dem durch die Ozeane bedeckten Streifen und fehlt an Land. Vegetation
Schritt Komponenten zusammengefasst zu 1 Biotope: Verschiedene Buchenwaldtypen Europas + Bach- und Flussauen + eingestreute Gewässer und Moore usw. Pflanzenformation „Sommergrüne Buchenwälder Europas“ 2 + ähnliche Wälder Nordamerikas u. Asiens Pflanzenformation „Sommergrüne Wälder der Nordhalbkugel“ 3 + ähnliche Wälder der Südhalbkugel Pflanzenformation „Sommergrüne Laubwälder der gemäßigten Klimazone“ 4 + Pflanzenformation „Immergrüne gemäßigte Laubwälder“ Vegetationszone „Laubwälder der gemäßigten Zone“ Klima
Monate mit
Mitteltemperatur
> 10 °CJahresniederschlag (mm) bis 125 bis 250 bis 500 bis 1000 bis 2000 über 2000 0 Flechtentundra Zwergstrauchtundra Wiesentundra 1 bis 4 Sommergrüner Nadelwald Immergrüner Nadelwald Sommergrüner Laubwald 5 bis 7 Wüste Wüstensteppe Steppe Sommergrüner Laubwald Gemäßigter Regenwald 8 bis 12 Wüste Halbwüste Dornsteppe Hartlaubvegetation Subtropischer Regenwald 12 Wüste Halbwüste Dornsavanne Trockensavanne Feuchtsavanne Tropischer Regenwald Feuer
Nicht zonale Pflanzenformationen
Verschiebung durch Epochen des Klimawandels
Eisschilde u. Gletscher Immergrüner borealer Nadelwald Winterkalte Halbwüsten Trockensavannen Kältewüste Außerboreale Gebirgsnadelwälder Winterkalte Wüsten Dornstrauch- u. Kakteensavannen Flechten- u. Moostundra Gemäßigte Küsten-Regenwälder Hartlaubvegetation Tropische Trockenwälder Zwergstrauch- u. Wiesentundra Laub- u. Nadelmischwälder Heiße Halbwüsten Regengrüne Feuchtsavannen Bergtundra, alpine Matten u. Heiden Gemäßigte Laub- u. Auenwälder Heiße Wüsten Trop. u.ʅ subtrop. Regengrüne Feuchtwälder Subpolare Wiesen, Heiden u. Moore Gemischte Waldsteppen Trop. u. subtr. Hochlandsteppen Trop. u.ʅ subtrop. Regenwälder Laubholz Waldtundra u. boreale Auen Grassteppen u. ä., Salzwiesen Subtropische Bergwälder Tropische Wolken- u. Nebelwälder Nadelholz Waldtundra Strauch- u. Trockensteppen Subtropische Feuchtwälder Riedsümpfe u. flutende Wasserpflanzen Sommergrüner borealer Nadelwald ::: = vegetationslose Wüstenregionen :¤: = Oasenvegetation ••• = Mangrovenküsten ≡ = Gebirgszüge
